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Auch wenn es mir nicht immer und ausnahmslos gelingt, so versuche ich zumindest, offen und möglichst nicht wertend einer mir nicht bekannten Gegend und den dort lebenden Menschen zu begegnen. Mir ist bewusst, wie heikel gewisse Klassifizierungen und Pauschalisierungen sind. Trotzdem kann ich manchmal nicht anders. Denke ich beispielsweise an die Briten, so habe ich immer eine uralte Fregatte vor Augen, die knarzend und schwankend über die Meere der Welt schippert, um den lang vergangenen „Ruhm“ von Britannien in die Welt hinaus zu tragen, ein Bild, welches sich in den letzten Tagen in meinem Kopf wieder erneuerte, nachdem das Vereinigte Königreich aus der Europäischen Union austrat und prompt insbesondere konservative Kräfte die „guten“ alten Zeiten wieder herauf beschworen. „Die Deutschen“ sind für mich immer ein Sinnbild von Technikglaube gewesen. Sie hatten kein grosses Kolonialreich und obendrauf verloren sie auch nach dem ersten Weltkrieg eben jenes, also stürzten sie sich auf die Industrialisierung, den Motor mit Namen Wirtschaft. Entsprechend „technisch“ und manchmal auch sehr humorlos erscheinen mir die Deutschen, sehr penibel, exakt, mechanisch. Stur. Die Franzosen, ein sehr stolzes Volk, welches sich ähnlich den Briten immer wieder seiner eigenen Kolonialvergangenheit entsinnt, haben einen Drang, ihre Grösse zuweilen fast schon kitschig in Szene zu setzen. Je nach Region wirkt dieser Geltungsdrang auf mich mal „eitel“, manchmal aber auch „nur etwas arg selbstverliebt“. Wie gesagt, man sollte mit solchen Pauschalisierungen immer sehr vorsichtig sein, aber meines Erachtens gibt es eine Stadt im Süden dieses Landes, wo man jenen Hang zur Selbstverliebtheit gut beobachten kann: Aix-en-Provence.
Einst Hauptstadt einer nahezu autonomen Provinz gab Aix-en-Provence im Verlauf der Jahrhunderte viel von Bedeutung an das nicht weit entfernt gelegene Marseille ab, trotzdem ist Aix, wie man es hier gerne verkürzt nennt, immer noch eine Hauptstadt für Kunst und Kultur in dieser Gegend, ihr wohl berühmtestes Kind ist Paul Cézanne, einer der bekanntesten Impressionisten der Malerei. Entsprechend trifft man im alten Stadtkern auf viele kleine Galerien oder Geschäftsräume, die zu solchen umfunktioniert wurden. In Aix dreht sich vieles, wenn nicht alles um den Müssiggang, das Schöne, die angenehmen Seiten des Lebens (aber natürlich weist Aix am Stadtrand auch die typischen Agglomerationserscheinungen auf, soziale Brennpunkte, in denen vor allem diejenigen leben, die nach dem Algerienkrieg in Frankreich verblieben oder bleiben mussten). Entsprechend „entspannt“ oder – wie man das so schön neuzeitlich nennt – meinetwegen auch „entschleunigt“ geht es im alten Stadtkern zu. Natürlich hat Aix auch seinen Pracht-Boulevard, ein Stilelement, welches die Franzosen lieben. Hier wird flaniert, präsentiert, beobachtet. Hier gibt es zahlreiche Möglichkeiten unterschiedlichster Art, das Treiben auf sich wirken zu lassen und dabei auch eben jene Exemplare der gesteigerten Selbstverliebtheit begutachten zu können. Erstaunlicher Weise bemerkte ich in Aix im Gegensatz zu anderen grösseren Städten kaum Polizei, vielleicht geht es hier in Bezug auf soziale Probleme ruhiger zu, als in anderen französischen Städten, aber für solche Annahmen bin ich zu wenig informiert, also ist auch diese Vermutung mit Vorsicht zu geniessen. Die teilweise wirklich wunderschönen alten Ladenpassagen spenden vor allem in den heissen Sommermonaten angenehmen Schatten, verleiten aber auch dazu, tiefer in das Portemonnaie zu greifen, als es selbigem vielleicht gut tut. Hier bekommt man viele regionale Spezialitäten: Süsses Backwerk, ganz hervorragende Olivenöle, Gewürze aus der Region und natürlich parfümierte Seifen. In Aix werden viele Sinne angeregt!
Einer der Sinne, die besonders mich anregen, ist der für Verfall. Wenn man in Aix sich nur ein klein wenig von den Pracht-Boulevards und hochherrschaftlichen Villen weg in die Seitenstrassen bewegt, so hat so manch eine Ecke fast schon den Flair von Venedig, den Flair von extrem langsamen Untergang. Auch hier in dieser wunderschönen und vergleichsweise intensiv gepflegten Stadt stehen Gebäude, in denen nur noch das Erdgeschoss genutzt wird oder überhaupt noch genutzt werden kann, auch in Aix sollte man den Blick hin und wieder aus der Horizontalwaagerechten nach oben richten, um zu entdecken, dass hier nicht alles die gleiche Pflege geniesst, wie die schöne Altstadt.
In Aix-en-Provence kann man wunderbar sinnlos Zeit verstreichen lassen. Hier geht es sehr gelassen, sehr mediterran zu. Entsprechend kann man sich hier an vielen Orten nieder lassen und dem Treiben in den Gassen und auf den Plätzen eine Zeit lang zuschauen, bevor man sich wieder auf Entdeckungsrundgänge begibt. Es gibt viel zu entdecken in Aix, sehr viel! Sowohl an Kunst, Kultur und Architektur, als auch an typischen Exemplaren für jenes zuweilen selbstverliebte Auftreten der hier lebenden Franzosen jeder erdenklichen Altersgruppe.
