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Zugegeben: Es klingt sehr unglaubwürdig, dass ich bereits jetzt, wo aufgrund der immer noch herrschenden Pandemie bis auf Weiteres keine Fernreisen in „fremde“ Länder in absehbarer Zeit möglich sind, genau eine ebensolche getätigt habe, eine erste Auslandsreise 2020 – aber ich habe mir das sogar amtlich bestätigen lassen: Ich war im Ausland! Ganz legal, ohne Maske, ohne Fiebermessen und Quarantäne! Das ist kein Witz, sondern vielmehr Produkt einer staatsrechtlichen Besonderheit (die in Europa wahrscheinlich nicht einmalig ist, aber dazu später mehr). Den Entschluss, diese (sehr kurze Kurz-) Reise zu tätigen fasste ich, als ich jüngst über einen Artikel in meiner bevorzugten Tageszeitung stolperte, aber schon zuvor dachte ich hin und wieder daran, Liechtenstein einen Besuch abzustatten. Bisher ist das aber an – nun ja, sagen wir mal „eigenem Unvermögen“ – gescheitert, meinetwegen auch an „eigener Unkenntnis gewisser geographischer Besonderheiten“. In meiner Schulzeit war die Schweiz de facto nicht Bestandteil des Lehrplans, lediglich der Verweis, das Friedrich Dürrenmatt Schweizer gewesen war, stellte in mir eine erste sehr unscheinbare Verbindung zu jenem Land in mir her. Aber Liechtenstein? Nix, niente, nada, nüt, njet, nothing. Ganz ehrlich (und ich betone, dass ich weder das Fürstentum, noch das regierende Fürstenhaus oder die Bevölkerung in welchem Sinne auch immer beleidigen, bloss stellen oder gar lächerlich machen möchte!): Liechtenstein existierte in den Schulen Berlins bestenfalls nur im Atlas. Und sonst nirgendwo (und erst Dank des Atlas begriff ich irgendwann, dass Liechtenstein kein kleineres Städtchen im deutschen Bundesland Bayern sein konnte…). Aber damit nicht genug: Ich war bereits schon mal dort, genau genommen sogar zwei Mal, allerdings ist der erste Besuch im wahrsten Sinne des Wortes an mir vorbei gerauscht. Ein Freund von mir und ich waren einen langen Tag auf dem Motorrad unterwegs und auf dem Rückweg nach Zürich. Er kannte sich nahe liegender Weise weitaus besser aus, als ich. Er war Eidgenosse, ich noch nicht einmal Papierli-Schweizer und wenn ich mich recht entsinne, habe ich mit ihm an jenem Tag zum ersten Male in meinem Leben zweitausend Meter hohe Bergpässe befahren . Irgendwo auf der Höhe von Bad Ragaz (noch Schweiz…) beschloss er, auf dem Rückweg nach Zürich einen Abstecher über Liechtenstein zu machen. Wenig später auf der Höhe von Rapperswil (wieder Schweiz…) fragte ich still und leise in meinen Motorradhelm hinein, wo denn nun jenes ominöse Liechtenstein sein sollte. Bitte, bitte, liebe Liechtensteiner, erteilt mir jetzt kein Einreiseverbot: Ich habe schlicht und ergreifend keine Grenze wahr genommen (abgesehen von jenem ominösen Konstrukt mit Namen „Luzisteig“, aber dazu ein andermal mehr)! Und es ist auch so: zwischen der Schweiz und Liechtenstein gibt es – abgesehen von der natürlichen Grenze mit Namen „Rhein“ – keinerlei sichtbaren Konstrukte, die auf einen anderen Staat so deutlich hinweisen, wie es an anderen Stellen in Europa der Fall ist. Und da Liechtenstein – nun ja, wie soll ich es bloss sachdienlich korrekt, aber dennoch respektvoll ausdrücken – es nun einmal versteht, wirklich grosse Staatsgrösse auf… Verflixt nochmal! Wenig? Nein! Kleinstem? Bloss nicht!!! Also nochmal ganz anders: Im direkten Vergleich zur politischen, historischen und kulturellen Bedeutung Liechtensteins hat es jener Staat geschafft, in Bezug auf seine räumliche Ausdehnung ein Musterbeispiel an – wie es die Engländer so treffend nennen – „Understatement“ im Herzen Europas zu schaffen. Es ist nicht das bescheidenste Understatement, da waren Vatikanstadt, Monaco und San Marino „effektiver“, aber es ist bescheidener, als Malta und Andorra (noch so ein Staat, wo ich einstmals durch gerauscht bin, ohne Anfang und Ende wahr zu nehmen, deswegen gibt es auch keine Bilder davon…). Aber in Bezug auf die Einwohnerzahl pro Quadratkilometer muss sich Liechtenstein nur Andorra geschlagen geben! Staatsbürgerliche Weite ist eben eine höchst relative Angelegenheit, hat man in Liechtenstein noch Luft nach oben, ist diese in Monaco reinste Mangelware…
Von Zürich aus empfehle ich klar die Anreise mit dem Motorrad an der Schwägalp vorbei durch das Gebiet um den Säntis herum: Wirklich herrliche Strassen, die das Motorradfahrer-Herz höher schlagen lassen! Aber selbstredend kann man das „Ländle“, wie die Schweizer Liechtenstein etwas „despektierlich“ zu nennen pflegen, auch mit allen anderen erdenklichen Transportmitteln erreichen. Zumindest zur Zeit wirkt Liechtenstein immer noch so, als sei hier der Corona-bedingte „Lockdown“ noch im vollen Gange, es würde mich nicht wundern, wenn ich an jenem Tag der einzige „vollwertige“ Tourist in jenem Land war. So manches Mal wurde ich in den Gassen betrachtet, als sei ich mit meiner Kamera ein Besucher vom anderen Stern. Aber an dieser Stelle gleich ein Hinweis: Nehmen Sie Ihren Reisepass / Ihre Reisepässe mit! Nein, Sie brauchen die nicht, um Zugang zu Liechtenstein zu erhalten (zumindest von der Schweiz aus noch nicht). Für drei Franken pro Stempelung (oder den entsprechenden Euro-Betrag) können Sie sich ein Souvenir in Ihren Pass stempeln lassen. Zweifarbig!!! Nicht schnöde einfarbig, wie die sonst an Grenzen üblichen Stempel! Natürlich liess ich mir diese Gelegenheit nicht entgehen (und genau genommen war das der Grund für meine „Fernreise“). Ich nahm meinen Schweizer und meinen Deutschen Pass mit, stiefelte ins „Liechtenstein Center“ und brachte mein Anliegen vor: „Ich hätte gerne jenes Stempel-Souvenir, bitte. Zwei Mal, bitte!“. Die recht freundliche Dame, die aufgrund meines Anliegens an jenem Tag wohl zum ersten Male ihrer bezahlten Berufspflicht nachkommen musste, schaute mich leicht irritiert an, als ich ihr die beiden Pässe vorlegte. Sie studierte meine beiden Pässe kurz und fragte: „Darf ich Sie fragen, woher Sie kommen?“. Ich interpretierte die Frage falsch: „Aus Zürich.“. Ich wollte nicht den Eindruck eines illegalen Grenzüberschreiters erwecken. „Nein, nein, ich meinte ursprünglich!“ entgegnete sie. Nach der üblichen Klärung, dass die Verwendung des Hochdeutschen bei mir nicht notwendig sei, setzte ich sie ins Bild. Ich bat sie, die jeweiligen Stempel auf der ersten Seite des jeweiligen Passes zuoberst zu setzen – was sie auch vorbildlich erfüllte. Jeder weitere Pass-Stempel hatte sich nun dem Liechtensteins unter zu ordnen! Mein Hinweis, dass beide Pässe noch „jungfräulich unbestempelt“ sein würden, quittierte sie mit einem recht vielsagenden Grinsen.
Ich schlenderte ein wenig durch den – nun ja – überschaubaren Kern von Vaduz und bewunderte die doch durchaus bemerkenswerte Menge an Kultur. Merke: Sind im öffentlichen Raum viele Kunstwerke und Museen auszumachen, dann hat die jeweilige Ortschaft oder der Staat diplomatisch formuliert genügend Geld für derartiges. Da könnte sich die Schweiz und insbesondere Zürich durchaus mal ’ne Scheibe von Liechtenstein abschneiden, gerade in Zeiten wie diesen ist Kunst und Kultur so unendlich wichtig! Und was für fantastische Museenbauten kann dieses Fürstentum aufweisen! In Bezug auf die Darstellungstechnik habe ich seit sehr vielen Jahren keinen Museumsbau begutachten dürften, der mich so beeindruckt hat, wie das Liechtensteinische Kunstmuseum, Sitz der „Hilti Art Foundation“. Ein architektonisches Meisterwerk für meinen höchst subjektiven Geschmack (allerdings waren die derzeit laufenden Ausstellungen da drinne nicht so ganz meins)! Aber auch sonst empfinde ich die streckenweise höchst moderne Architektur in und um Vaduz herum als ausgesprochen gelungen – auch davon könnten sich die Schweizer die eine oder andere Scheibe durchaus abschneiden. Auch könnten sich die Schweizer dieser Tage von einem weiteren Liechtensteiner Unikum eine weitere Scheibe abschneiden: Zur Zeit sind die (sehr überschaubar vertretenen, der Staatsgrösse aber durchaus entsprechenden) öffentlichen WCs nicht nur kostenlos, sondern sogar derart sauber, dass man sich schon fast schämen muss, einen Fuss da rein zu setzen. Und offensichtlich mit genau dem gleichen Mittel desinfiziert, wie es mir derzeit mein Arbeitgeber zum Selbstschutz zur Verfügung stellt: Es duftete höchst angenehm nach Kirsch-Schnaps! Erleichtert, ja sogar ein klein wenig „Kirsch-lich“ berauscht, stromerte ich ein wenig weiter und landete in einem Souvenir-Shop, vorbildlichst Corona-modifiziert. Ich wollte irgendetwas mit nehmen, sonst meide ich solche Institutionen tunlichst. Die ausnehmend freundliche junge Dame wollte ebenso recht schnell wissen, woher genau ich komme (irgendetwas muss Berlin an sich haben, keine Ahnung, was genau das sein könnte). Sie lieferte mir eine ganze Reihe wirklich interessanter Informationen: Wo man den „sauren Liechtensteiner Käse“ bekommt (ganz fantastischer Käse, sicherlich aber nicht jedermanns Fall), Jazz aus Liechtenstein (sehr zu empfehlen!), Whisky aus Liechtenstein (ganz fantastisches Zeug!), in welcher Richtung der „Luzi-Steig“ liegt, dass Tram-Fahren in Zürich wohl selbst unter diesen Bedingungen kein Job ist, den sie machen würde und dass in Liechtenstein die Varianten des Liechtenstein-Düütsch sehr zahlreich sind – trotz „begrenztem Staatsgebiet“. Lange Rede, kurzer Sinn: Sie sollten Liechtenstein einen Besuch abstatten! Und nehmen Sie Ihren Pass / Ihre Pässe mit!
