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Bisher war ich davon ausgegangen, dass ich mich mit den Kunstrichtungen vor allem zwischen den beiden Weltkriegen relativ gut auskennen würde, sicherlich nicht auf „Fachidioten-Niveau“, aber auch nicht vollends unwissend. Namen wie Chagall, Modigliani, Archipenko, Cézanne, Picasso, Léger und andere sind mir geläufig, ich habe Bilder jener Maler vor Augen, wenn ich an jene Namen denke. Vollkommen unbekannt aber war mir ein Name aus jener Zeit, der mit den bereits genannten offensichtlich fest verbunden ist: Chaïm Soutine. Ohne das Ausstellungsplakat des Kunstmuseums Bern, welches man derzeit im öffentlichen Raum ab und an entdecken kann, wäre es wohl auch bei meiner Unwissenheit geblieben. Obwohl ich kein übermässig grosser Freund des Expressionismus bin, informierte ich mich vorab über Soutine und beschloss in Folge, jene Ausstellung zu besuchen.
1893 als zehntes von elf Kindern eines armen jüdischen Flickschusters in der Nähe von Minsk geboren, wuchs Soutine anfänglich in streng jüdisch-orthodoxer Umgebung auf und sollte das Handwerk des Vaters erlernen, jedoch zeichnete Soutine bereits in jungen Jahren viel und gern. Mit gerade einmal 14 Jahren verliess Soutine das kleine Dorf Smilawitschy und begab sich nach Minsk, besuchte dort eine Mal-Schule und erlernte die Grundlagen der Fotografie, 1909 zog es ihn nach Wilna, wo er an der Kunstakademie bis 1913 studierte, bevor er nach Paris zu dem Freund zog, mit dem er bereits in Wilna studiert hatte. Dort begegnete er unter anderem den oben bereits genannten Künstlern, Modigliani wurde später sein Freund. In Paris weitete er seine Studien an der staatlichen Hochschule der schönen Künste aus, wo er vor allem durch die Werke von El Greco, Velazquez, Rembrandt, van Gogh und Cézanne beeinflusst wurde. Einige Werke aus jener Zeit, die teilweise Variationen von Motiven der anderen Maler darstellen, sind in der Ausstellung zu finden. 1918 reiste er mit Modigliani nach Cagnes-sur-Mer in Südfrankreich. Diese Jahre waren von grosser Armut Soutines geprägt, er hatte sich noch keinen Namen in der Kunstwelt machen können und hungerte oft und über lange Zeitabschnitte hinweg, wodurch sich eine chronische Erkrankung des Magens bei ihm bildete.
1919 zog es ihn in die Pyrenäen nahe der Grenze zu Spanien, in das bereits damals schon recht bekannte Künstler-Städtchen Céret, wo er vorwiegend Landschaften malte. 1923 kauften der amerikanische Kunstsammler Albert C. Barnes und einige andere Sammler eine grosse Menge von Soutines Bildern, die unter anderem in Céret entstanden waren. Soutine kam dadurch erstmals zu Geld, konnte sich ein unbeschwerteres Leben leisten. Ebenfalls 1923 lernte er seine zukünftigen Mäzene Madeleine und Marcellin Castaing kennen, international bekannte Kunsthändler, die in Paris lebten. Soutine verbrachte sein Leben wechselweise in Paris und Umgebung, aber auch auf dem Landsitz der Castaings bei Chartres. 1935 wurden Soutines Werke erstmalig in den USA und England ausgestellt. Mit Ausdehnung des Zweiten Weltkrieges 1940 auf Frankreich sah sich Soutine als registrierter Jude dazu gezwungen, Paris zu verlassen und unter häufigem Wechsel seiner Wohnadressen in kleineren Ortschaften im Umland von Paris unterzutauchen. Im August 1943 sollte ihm seine chronische Magenerkrankung zum Verhängnis werden. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion brachten ihn Freunde im Verlauf von drei ganzen Tagen heimlich in ein Spital nach Paris, wo er trotz Notoperation am 9. August 1943 verstarb. Zwei Tage später wurde er auf dem Friedhof Montparnasse beigesetzt, zu den wenigen Trauergästen gehörten unter anderem Jean Cocteau und Pablo Picasso. Danach wurde es ruhig um Soutine, erst 1964 wurden wieder seine Bilder im grösseren Massstab gezeigt.
Wie bereits angemerkt bin ich kein übermässig grosser Freund des Expressionismus, so manch ein Werk der genannten Künstler gefällt mir aber sehr. Ähnlich ging es mir beim Besuch dieser Ausstellung, dieses oder jenes Bild sprach mich sehr an, andere aber gar nicht. Es sind vor allem die Portraits, die Soutine gemalt hatte, Abbildungen einfacher Menschen aus der Pariser Unterschicht, später die Bediensteten der reichen englischen Kunsthändler Castaing, die mich in ihren Bann zogen. Einige Werke haben den Charakter einer Karikatur, man kann viel aus jenen verzerrt dargestellten Gesichtern und Körpern heraus lesen und die Fantasie spielen lassen – wenn man die dafür notwendige Ruhe im Kunstmuseum Bern findet. Unter der Woche ist bei schönem Wetter offensichtlich nicht allzu viel los, also sollte man entsprechend planen, wenn man die meiner Meinung nach sehr sehenswerte (wenn auch etwas „kleine“) Ausstellung sehen möchte, noch bis zum 1.12.2024 hat man die Möglichkeit dazu.

