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Sentier des Toblerones: GPX | PDF
Länge: 18,24 Kilometer
Höhenunterschied: 379 Meter
(?)
Ursprünglich wollten wir endlich mal eine Schneeschuh-Tour in jener Region um Arzier im Kanton Vaud / Waadt absolvieren, jedoch machten uns die Voraussagen bezüglich vorhandenen Schnees einen Strich durch die Rechnung. In solchen Fällen ist es gut, auf ein Repertoire möglicher Alternativen zurück greifen zu können und tatsächlich hatte ich mir schon vor sehr langer Zeit vorgenommen, hier eine ganz andere Wanderung zu unternehmen, die in vielfacher Hinsicht so ganz anders ist, als die, die wir bisher abgelaufen waren: Der Sentier des Toblerones. Ich kann mich nicht mehr entsinnen, wann genau und wie ich einst über die Informationen zu jenem Weg gestolpert bin, gezielt nach ihm gesucht hatte ich jedenfalls nicht. Auch überlegte ich im Vorfeld mehrfach sehr gründlich, ob ich mir jenen Weg wirklich „antun“ wollte, schliesslich ist er mit einer grundlegenden Länge von mehr als 18 Kilometern alles andere als kurz. Aber ob Sie es nun glauben mögen oder nicht: Aus jenen 18 Kilometern haben wir sogar 25 gemacht! Und das liegt hauptsächlich daran, dass dieser Weg „nur“ Ausdauer erfordert, nicht aber irgendwelches spezielles Schuhwerk oder dergleichen. Da er entweder durchgehend bergab oder bergauf führt, muss man sich aber schon gründlich überlegen, welche Variante man wählt. Wir haben die bergab-Version absolviert und waren froh, am Abend jenes Tages in der sehr schönen und empfehlenswerten Unterkunft La Clemonie in Arzier, Ausgangspunkt unseres Weges, uns von jener Wanderung wieder erholen zu können. Ganz grundsätzlich kann man diese Wanderung nahezu beliebig verkürzen, an vielen Orten stehen Möglichkeiten zur Verfügung auf Fahrzeuge des regionalen ÖV umzusteigen, man muss nicht den gesamten Weg ablaufen um zu erfassen, worum es hauptsächlich bei jenem als „Infopfad“ eingestuften Weg geht, jedoch sollte man sich vorab erkundigen, ob der Weg auch in voller Länge geöffnet ist, bei Hochwasser werden Teile des Weges gesperrt. Über seine volle Länge absolviert, präsentiert jener Weg ein ausgesprochen facettenreiches Bild von der Schweiz, aktuellen politischen und gesellschaftlichen Momentaufnahmen und tiefen Einblicken in die vorwiegend militärische Vergangenheit dieses Landes.
In der ganzen Schweiz kann man sie finden, die Dinger, die umgangssprachlich „Toblerones“, genannt werden, aber so absolut gar nichts mit der Schokoladensorte zu tun haben, die international bekannt ist. Bei diesen aus massivem Beton gefertigten Konstrukten handelt es sich um Panzersperren, die – je nach Art der Ausführung – entfernt an die Form jener speziellen Schokoladenstücke erinnern. Der Sentier des Toblerones ist einer der längsten, wenn nicht gar der längste Weg entlang einer ganzen Kette dieser Dinger in der Schweiz. Die Angaben zur Anzahl der Sperrblöcke am Rande dieses Weges schwankt zwischen 2700 und 3000 Stück, zur Zeit des Zweiten Weltkrieges wurde aber ein Vielfaches dieser Blöcke im gesamten Land platziert. Die hier bis zu den Ufern des Genfer See verlaufende Kette war lediglich ein Teil einer riesigen Verteidigungsanlage, die bis nach Sargans im Kanton Sankt Gallen reichte. Sperren dieser Art sollten das Vorrücken von Streitkräften in das Landesinnere zumindest bremsen, idealer Weise aber verhindern. Dankenswerter Weise kam es nie dazu, dass diese Konstrukte ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen mussten. Die meisten dieser Konstrukte sind heute als Monumente von nationaler Bedeutung klassifiziert und dürfen nicht zurück gebaut oder beseitigt werden. Genau dieser Umstand macht an vielen Orten die landwirtschaftliche Nutzung der Flächen, auf denen solche Sperren stehen, unmöglich, dafür entwickeln sich um jene Betonklötze herum viele schützenswerte Mini-Biotope, die für viele Insekten, Vögel, Amphibien und andere Tiere mittlerweile intensiv genutzte Schutzzonen bilden. Somit haben die einst zu kriegerischen Zwecken errichteten Bauwerke heute eine ganz andere, sehr friedliche und schöne Bedeutung. Grund genug für uns, uns diesen Weg näher zu Gemüte zu führen!
Wir haben unseren Fussweg in Arzier begonnen, der Sentier des Toblerones beginnt aber erst ein kleines Stück bergab in Bassins, La Cézille. Die gleichnamige Haltestelle wird von der Postbus-Linie 830 bedient, man muss also nicht bis nach Arzier oder zum winzigen Bahnhof von Bassins mit dem Zug der „NStCM“ fahren, um zu den Toblerones zu gelangen. Das erste Bauwerk, mit welchem der Sentier des Toblerones an den Ufern des kleinen Flüsschens mit Namen La Serine beginnt, besteht aus einer einstmals mit Sprengladungen gespickten Brücke, weiter flussaufwärts wäre eine Durchquerung der Schlucht mit Namen „Ruisseau de la Combe“ allein aufgrund der Beschaffenheit des Geländes für Militärfahrzeuge schlichtweg unmöglich gewesen, weswegen auf jener Seite der Brücke auch keine anderen Hindernisse zu finden sind. Ab jener Brücke wurden flussabwärts zunächst die kleineren Ausgaben der Toblerones hin gestellt, wie Pyramiden geformte Betonblöcke unterschiedlicher Grösse, die auf Fahrzeugen heran transportiert und anschliessend mit Seil- und Kran-Systemen am Flussufer platziert wurden. Die später folgenden grösseren Betonklötze, die bis zu 9 Tonnen wiegen, wurden direkt vor Ort gegossen. Je mehr man sich den Ufern des Genfer Sees nähert, umso flacher wird das Gelände. In diesem Abschnitt wurden die meisten Sperranlagen, Sprengstellen und Bunker gebaut, eine umfassendere Übersicht über die Konstrukte am Sentier des Toblerones in fotografischer Form kann man bei Wikipedia erkunden. Bis in die 90er Jahre hinein wurden Konstrukte dieser Art landesweit nachwievor militärisch genutzt und erst seit ihrer Deklassifizierung sind die Standorte (nahezu) aller dieser Anlagen bekannt, aber ich bin mir sicher, dass in unruhigen Zeiten wie denen, die derzeit gerade wieder herrschen, wieder über eine „zweckdienlichere“ Nutzung nachgedacht wird. Bis jetzt aber werden viele dieser Anlagen durch Vereine bewahrt und dokumentiert, so auch dieser Wanderweg, der von der Organisation mit Namen „Ligne fortifiée de la Promenthouse“ betrieben wird.
Eben jener Verein kümmert sich auch gesondert um zwei wirklich aussergewöhnliche Bunker am unteren Ende des Weges, die „Villa Verte“ und die „Villa Rose“. Wie der Name vermuten lässt erscheinen diese Bunker nicht offensichtlich als solche, sondern auf den ersten oberflächlichen Blick viel mehr als Wohnbauten, das eine in Pfefferminz-Grün, das andere in nahezu schreiend anmutendem Pink gehalten. Die Schweizer Armee trieb die Kunst der Tarnung im Zweiten Weltkrieg auf die Spitze, zahlreiche Bunker im Land sind als zivile Bauten getarnt, sei es als Wohnhaus, Chalet, Villa oder Scheune. Einige dieser Bauten kann man auch nach Terminabsprache genauer unter die Lupe nehmen, aber in den meisten Fällen reicht es vollkommen, sie von Aussen in Augenschein zu nehmen um zu erfassen, mit welchem Aufwand jene Tarnungskunst einst betrieben wurde. Die Villa Rosa steht unmittelbar am Rand einer stark befahrenen Kantonsstrasse und ist somit im Gegensatz zu ihrem grünen Gegenstück einfach erreichbar. Mit blossem Auge kann man erkennen, dass die Glasfenster nicht aus Glas, sondern aus auf den Beton gemalter Farbe bestehen, sogar die Gardinen wurden mit dieser Methode vorgetäuscht. Aber damit nicht genug: Sogar Fensterbretter und Fensterläden wurden montiert, um den Anschein eines Wohnhauses zu erzeugen. Die anderen Bunker am Wegesrand sind gar nicht derart gestaltet worden, sie sind schnell als solche zu erkennen, aber an die meisten von ihnen kommt man nicht heran, sie stehen auf Privatgrund – was in einem Falle sogar ein Golfplatz ist. Wirklich, uns erschien jene Kombination aus Weltkriegsrelikt und „Sport“ für wohlhabende Menschen als ausgesprochen befremdend. Aber in genau jenen Widersprüchlichkeiten liegt der Reiz des Sentier des Toblerones, es ist immer wieder überraschend, wie sich jene einst zu militärischen Zwecken errichteten Konstrukte mittlerweile nahezu selbstverständlich ins Landschafts- oder Ortsbild einfügen und teilweise vollends zweckentfremded anderweitig genutzt werden. Die Wehranlagen in diesem Land gehören genau so selbstverständlich zur Selbstidentifikation dieser Nation, wie der Käse, die Schokolade, die Berge, die Uhren und was sonst noch. Daran müssen sich Besucher einfach gewöhnen.
Hier im unteren Bereich des Weges in den flachen Uferregionen durchwandert man aber auf dem Sentier des Toblerones noch viele andere Gegensätzlichkeiten, oftmals bestehend aus jenem unsäglichen „Charme“ der Agglomerationen von Ortschaften wie zum Beispiel Gland und Nyon, Autobahnen, Industriegebieten und fragwürdiger Schweizer Architektur der 70er und 80er Jahre. Von jenen Agglomerationsgebieten bis zum Ufergebiet des Genfer Sees wandelt sich jenes Bild aber grundlegend und fast schon schlagartig. Schon seit sehr langer Zeit hat sich hier niedergelassen, wer Ruhe haben wollte und viel Geld besass. In dieser Region kann man nicht einfach so herum streunen, insbesondere im Gebiet vom Golfplatz bei Promenthoux wird man durch entsprechende Schilder immer wieder mit Nachdruck darauf hin gewiesen, dass man sich auf Privatgrund bewegt. Hier haben die Luxuskarossen der reichen Golfer sogar laut einiger Schilder Vortritt vor dem gemeinen Wandervolk! Das habe ich bisher in der Schweiz in dieser Form auch noch nie zu sehen bekommen! Wer keine Lust dazu hat, die militärische Vergangenheit der Schweiz so wie wir zu Fuss auf dem Sentier des Toblerones zu erkunden, findet hier an den Ufern noch einige Wanderwege, die vollkommen andere Themen beleuchten, teilweise auch die Geschichte von jenen reichen Menschen, die sich hier nieder liessen und zahlreiche weitere magnetisch anzogen, darunter viele Künstler, Literaten und andere. Vielleicht erkunden wir zu gegebener Zeit auch diese Wege, die sogar über winzig kurze Abschnitte hinweg sogar bis an den Genfer See heran führen – wie wir trotz aller Privatbesitzerei in Form von Golfplatz und Yacht-Hafen gegen Ende unseres Weges dann doch noch erfreulicher Weise fest stellen durften.
